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Existenzielle Isolation versus existenzielle Verbundenheit

Aktualisiert: vor 14 Stunden

Die von Irvin Yalom ausgearbeitete "Existenzielle Psychotherapiebasiert auf dem Ansatz, der große Anteile des menschlichen Verhaltens mit einer unterschwelligen existenziellen Angst erklärt. (Frei interpretierter Auszug aus Wikipedia über: "Existenzielle Psychotherapie")


Älterer Mann sitzt in einem Ledersessel und schuat lächelnd in die Kamera

In seinem Buch "Existenzielle Psychotherapie" behandelt er neben den Themen: "Tod, Freiheit und Sinnlosigkeit" das Thema: "Isolation". Er behauptet, dass es die "Existenzielle Isolation" gibt. Er erklärt, dass die existenzielle Isolation einen unüberbrückbaren Abgrund zwischen sich selbst und anderen Lebewesen bezeichnet. Sie bezeichnet auch einen noch grundlegendere Isolation - eine Trennung zwischen dem Menschen und der Welt. (Seite 413 "Existenzielle Psychologie" von Irvin Yalom)


Weiter philosophiert er im gleichen Kapitel: "Der Mystizismus, der mit erhabenen, wunderbaren Augenblicken der Einheit mit dem Universum einhergeht, ist auch ein Beispiel für Ich-Verlust. Die Verschmelzung […] mit dem Universum geht immer mit dem Verlust des Selbst einher: Es ist ein Pakt mit dem Satan und führt zu existenzieller Schuld - jenem Schuldgefühl, das das ungelebte Leben in jedem von uns beklagt." (Seite 443 "Existenzielle Psychologie" von Irvin Yalom)


So! Jetzt halte ich die Luft an, sonst platze ich.


Wenn Du, lieber Leser, in der frühen Kindheit - zum Beispiel durch emotionale Vereinsamung - traumatisiert wurdest und für Dich vielleicht der Kontakt zur Welt, in welcher Form auch immer, ÜBERLEBENSNOTWENDIG ist, dann empfehle ich Dir, die Theorien von Yalom über die existenzielle Isolation nicht zu lesen. Wenn Du es dann doch tust, rate ich Dir, Dich wenigstens zu fragen, woher er seine Weisheit hat.


Yalom selbst sagt von sich, dass er der Philosophie (= Liebe zur Weisheit) näher steht als der Psychologie (= Lehre von der Seele).


Nichts von dem, was er über die "Existenzielle Isolation" schreibt, ist bewiesen, alles hat er sich selbst über Reflexion erarbeitet.


Wenn der Ansatz seiner Arbeit über die "Existenzielle Psychotherapie" auf unterschwelliger existenzieller Angst des Menschen basiert, dann wäre es kontraproduktiv für ihn festzustellen, dass diese Angst sich auflöst, wenn der Mensch mit sich und der Welt eins wäre.

Anders ausgedrückt Yalom will nicht, dass man Verbundenheit spürt, sonst würde sich ein Teil seines Lebenswerks auflösen.


Dazu kommt, dass er Psychoanalytiker ist.


Hinweis aus www.wortwuchs.de: "Das Wort „Analysieren“ leitet sich aus dem Altgriechischen ab (ἀνάλυσις, analysis) und lässt sich mit „Auflösung“ übersetzen. Diese Übersetzung verdeutlicht recht gut, was wir beim Analysieren eigentlich tun: "Wir lösen etwas in seine Bestandteile auf, um es anschließend untersuchen zu können."


Als Psychoanalytiker löst er die Seele in ihre Bestandteile auf, um sie besser untersuchen zu können. Da frage ich mich als "Otto Normalverbraucher", ob die Seele, wenn man an Seele glaubt, überhaupt in Bestandteile zerlegt werden kann und wenn ja, ob es dann noch eine Seele ist?


Als Psychologe sollte er helfen, die Seele zu heilen, sie wieder ganz werden zu lassen, als Analytiker tut er das Gegenteil.


Ältere Dame lächelt

Luise Reddemann wundert sich, dass bei Yalom die Verbundenheit als existenzielles Thema nicht vorkommt und schreibt, dass wir aus ihrer Sicht gut beraten sind, uns Verbundenheit bewusst zu machen.


Weiter schreibt sie, dass wir immer verbunden sind, machen uns das nur nicht bewusst. Wir können nicht existieren ohne andere Menschen und ohne Natur.


In ihrem Skript weist sie auf den Physiker Hans-Peter Dürr hin, der Trennung als eine Illusion bezeichnet und einer seiner letzten Arbeiten den Titel: "Teilhaben an einer unteilbaren Welt" gegeben hat. [Frei interpretierter Auszug aus: "Ausführliches Vortragsskript mit Ergänzungen zur Ukrainekrise" erschienen in www.frauke-niehues.net - MethodenSchatz]


ein schmale Buchstamm steht in einem herbstlichen Waldgrundstück. Um den Baum ist ein blaues Band gewickelt

Was hat das mit mir zu tun?

Ich betreibe diesen Blog, um mir und anderen die Möglichkeit zu geben, ihr individuelles Trauma zu verstehen, um von diesem weniger beherrscht zu werden.


Dabei hilft mir auch die Vorstellung von Verbundenheit.


Da ich von meinen Kindern die Last der Organisation und der Kosten meiner Beerdigung nehmen will, habe ich angefangen, selbst für meine Bestattung vorzusorgen.


Dazu gehört für mich auch, mich darum zu kümmern, wie und wo ich beerdigt sein möchte.


Durch den Vorschlag einer (Trauer-)Rednerin kam ich auf die Idee, mich in einem Friedwald beerdigen zu lassen.


Gesagt , getan. Während ich im Friedwald nach dem passenden Baum suchte, spürte ich deutlich in mir, dass mein Tod nicht das Ende meines Lebens bedeuten wird.


Bei der Vorstellung, dass ich mich irgendwann mit dem Boden, den Bäumen, der ganzen Umgebung dort vereinigen würde, wurde es mir wohler und ich fühlte mich mit ALLEM verbunden!


Ich spürte, dass es mich auf eine Art und Weise gibt, die über das Individuelle hinausgeht und gleichzeitig doch individuell ist.


Mein Fazit ist, dass bei einer Verschmelzung mit dem Universum mein Selbst nicht verloren geht, wie Yalom behauptet, sondern vielmehr mehr an Bedeutung gewinnt, da das Ego es dann nicht mehr beherrschen kann.


Klaus-Michael Jetter




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