Gott kann sich selbst nicht wahrnehmen
- Klaus-Michael Jetter
- 3. Okt. 2024
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 4. Jan.

Gott kann sich selbst nicht wahrnehmen, ist doch GotteslÀsterung!
Nichts von dem, was ich schreibe, hat Anspruch auf allgemeine GĂŒltigkeit! Jeder sieht alles so, wie er es sieht. Logisch, oder?
Jetzt der Reihe nach: Ich folge, seitdem ich diesen Blog schreibe, einer inneren Logik, die sich fĂŒr mich genauso wie die Logik der physikalischen Gesetze anfĂŒhlt. Immer, wenn ich aufhöre, dieser Logik zu folgen, geht es mir nicht gut, werde unruhig und unzufrieden. Erst wenn ich, und wenn es auch nur ein paar SĂ€tze sind, dieser Logik folgend weiterschreibe, geht es mir wieder besser. Das ist wie bei einem SĂŒchtigen, der unruhig wird, wenn er seine Sucht nicht stillen kann. Meine Sucht scheint die Erforschung meiner Persönlichkeit - neuerdings - in Verbindung mit dem universellen Bewusstsein zu sein.
Nicht sinnstiftend, sondern traumatisierend
Durch den Umstand, dass meine Eltern mich nicht sinnstiftend, sondern traumatisierend auf der Erde empfangen haben, war ich gezwungen, selbst nach dem Sinn meines Lebens zu suchen.
Auf dem Weg meiner Sinnfindung habe ich zum ersten Mal in meinem Leben, mit annĂ€hernd 70 Jahren, bewusst meine Seele wahrgenommen. In einem GesprĂ€ch ĂŒber diese Wahrnehmung hat mir eine Bekannte das Buch "Jenseits der Materie" von Oliver S. Lazar empfohlen. Dieser untersuchte unter anderem Nachtoderfahrungen durch Kontaktaufnahme mit Verstorbenen mittels bekannter Medien.
Unendlich frei
WĂ€hrend ich dieses Buch las, bekam ich das GefĂŒhl, dass meine verstorbene Zwillingsschwester dringend mit mir Kontakt aufnehmen möchte. Was ich dann auch mithilfe eines liebevollen Mediums gemacht habe. Bei diesem Treffen ĂŒbergab mir das Medium eine Karte, auf welcher sie unter anderem eine Botschaft meiner Schwester aufgeschrieben hatte, die sie einen Tag zuvor von ihr mental empfangen hat. Die Botschaft lautete, dass meine Schwester unendlich frei und im Licht sei.
Da ich mich schon "von Kindesbeinen an" fĂŒr meine Schwester verantwortlich fĂŒhlte und immer spĂŒrte, wenn es ihr nicht gut ging, wollte ich gewohnheitsmĂ€Ăig genauer wissen, wie es ihr jetzt in diesem Zustand der Körperlosigkeit geht.
Die Antwort war knapp: "Mir geht's gut."
Die Antwort war mir zu neutral, zu gefĂŒhllos, zu ungenau. Deswegen kam ich auf die Idee, sie zu fragen, ob es sein könnte, dass sie sich als seelisches Wesen ohne Körper selbst nicht wahrnehmen kann.
Darauf hat sie nicht geantwortet.
Das Erste, was mir dazu einfiel, war, dass sie Reflektieren nicht kennt und deswegen die Frage nicht verstanden hat.
Gott kann sich selbst nicht wahrnehmen
In der durch die Bibel dargestellte Schöpfungsgeschichte (Genesis 1, 27) heiĂt es:
"Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn."
In diesem Zusammenhang hatte ich irgendwo anders mal gelesen, dass Gott sich nur durch den Menschen erkennen kann. Ich denke, dass er deshalb den Menschen auch als Mann und Frau geschaffen hat, damit sie sich im anderen erkennen können. In Genesis 4, 1 heiĂt es: "Adam erkannte Eva, seine Frau ..."
Nun ist meine Schwester nicht Gott, aber sie befindet sich auch in einem körperlosen Zustand, sodass es durchaus sein kann, dass auch sie sich allein selbst nicht erkennen kann.
Fundamentales endloses Bewusstsein
Dr. Pim van Lommel, ein niederlĂ€ndischer Kardiologe, kam durch Studien von Nahtoderfahrungen von Menschen, die einen Herzstillstand erlitten hatten und reanimiert werden konnten, zu dem Schluss, dass Bewusstsein auch ohne Körper existiert und immer existieren wird. Er nennt es endloses Bewusstsein. Es ist ein fundamentales Bewusstsein. Das endlose Bewusstsein kann nicht durch irgendetwas anderes erklĂ€rt werden. Er schlussfolgert auĂerdem, dass das Gehirn eine ermöglichende Funktion hat, um Bewusstsein wahrzunehmen.
Ăber Nachtodkontakte, das ist das, was ich gerade mit meiner Schwester habe, schreibt er, dass dies das innere GefĂŒhl ist, mit dem Bewusstsein eines Verstorbenen in Kontakt zu sein. Max Planck, der BegrĂŒnder der Quantenphysik, betrachtet die Materie als Ableitung des Bewusstseins. Das soll wohl heiĂen, dass das Bewusstsein die Materie erschafft.
Was ich damit sagen möchte, ist, dass das endlose Bewusstsein, wie auch Gott, etwas sehr Wertvolles, unfassbar GroĂes sein muss. So wird es ja auch gelehrt. Dagegen erscheinen wir Sterblichen als winzig klein und kaum der Rede wert. UngefĂ€hr so fĂŒhle ich mich auch. Aber nicht nur im Angesicht der GröĂe Gottes oder bei dem Gedanken, dass es ein endloses Bewusstsein gibt, sondern auch im Alltag. Ich kann machen, was ich will, ich fĂŒhle mich immer minderwertig.
Wenn ich dem allgemeinen Gedankengut der menschlichen Wertlosigkeit durch Gottes GroĂartigkeit noch den mir, durch das Verhalten meiner eigenen Eltern, eingeimpften Gedanken der Wertlosigkeit hinzufĂŒge, scheint es fĂŒr mich kein Entrinnen aus der Minderwertigkeit zu geben.
Aber, wie oben ausgefĂŒhrt, kann es sein, dass sich Gott und das endlose Bewusstsein nur durch den Menschen wahrnehmen können.
Wenn es mir gelingt zu verinnerlichen, dass weder das endlose Bewusstsein noch Gott mehr Wertigkeit besitzen als ich sterbliches Wesen, das in der Lage ist, ĂŒber sich selbst zu reflektieren, mĂŒssten die Mauern der niederdrĂŒckenden Gedanken ins Wanken, wenn nicht sogar zum Einsturz kommen. Ich mĂŒsste dann wieder verletzlich sein, wie ich ursprĂŒnglich war, aber mit der Chance, in einem von mir geschaffenem, geschĂŒtztem Raum zu dem zu werden, was ich bin.
Und jetzt ...
... wohne ich seit ca. einem Jahr, auĂer mit meinem Hund, nach ĂŒber 40 Jahren wieder allein. Da sich durch meine konkrete BeschĂ€ftigung mit meiner inneren Zerrissenheit neue Horizonte, bis hin zur sinnlichen Wahrnehmung meiner verstorbenen Zwillingsschwester, aufgetan haben und immer noch auftun, bin ich froh, allein zu sein.
Wenigstens, solange, bis sich mein Weg verfestigt hat, damit niemand mich von dem Ziel meiner letzten Lebensphase: "Meine transgenerationalen Traumatisierungen auflösen" ablenkt.
Klaus-Michael Jetter
Oktober 2024
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