Kurz - Wer bringt mir was?
- Klaus-Michael Jetter
- 3. Jan. 2024
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 3 Tagen
Zuerst habe ich gedacht, über das zu schreiben, was mich an manchen Psychologen aufregt, aber jetzt habe ich mich entschieden, über das zu schreiben, welche Gedanken mich von welchen Therapeuten/Autoren/Psychologen weiter zu mir selbst gebracht haben.
Das waren:

bei Irvin Yalom die Idee, dass es kein Leben nach dem Tod gibt;

bei Luise Reddmann ein Referat über existenzielle Verbundenheit sowie ihre Abhandlungen über Psychodynamische Imaginative Traumatherapie;

bei Michaela Huber die bildhafte Beschreibung von verschiedenen Persönlichkeitsanteilen in einer und derselben Person und, wie man mit ihnen kommunizieren kann;

bei Alice Miller das Konzept des transgenerationalen Traumas;

bei Verena König der Gedanke an einen unversehrten Kern und dass sie ein Buch mit dem Titel: "Bin ich traumatisiert?" geschrieben hat, durch welches ich nicht feststellen konnte, ob ich traumatisiert bin und

bei Flavie Flament der Mut, über ihre eigene Traumatisierung in einem Buch mit dem Titel "La Consolation" (die Tröstung) zu
schreiben.
Ich habe 2018 nach 48 Jahren regelmäßigem Alkoholkonsum aufgehört zu trinken. In der Entzugsbehandlung wurde festgestellt, dass ich aufgrund meiner familiären Situation in meiner Ursprungsfamilie mit gerade mal 16 Jahren angefangen habe, regelmäßig Alkohol zu trinken. Die Gruppentherapeutin empfahl mir, mich wegen der Traumatisierung durch meine Eltern nach der Entzugsbehandlung in Therapie zu begeben. Aufgrund meiner Traumatisierung und dem Wegfall meiner "Lebenskrücke" Alkohol hatte ich nach der Entzugsbehandlung keinen Plan, was ich mit dem Rest meines Lebens anfangen sollte.
Meine Trauma-Therapeutin brachte mich auf die Idee, das Buch: "Denn alles ist vergänglich" von Irvin Yalom zu lesen.
Durch dieses Buch wurde ich mit den Gedanken an meinen eigenen Tod und dass es kein Leben nach dem Tod gibt, konfrontiert. Yalom schreibt keine tröstlichen, sondern analytisch "kalte" Bücher, die mir ein Stück weit halfen, meine Gedanken zu ordnen. Yalom hat sich in bereits seiner eigenen Jugendzeit von seiner Umwelt insoweit abgegrenzt, als er sich lieber zum Bücherlesen in einer Bibliothek begab, als in seinem Viertel auf der Straße zu spielen.
Als Nächste kam Luise Reddemann in meinen Fokus. Über ihren Vortrag zur existenziellen Verbundenheit erwachte mein Interesse an ihr als Psychologin. Es stellte sich heraus, dass sie als Heilmethode für traumatisierte Menschen die Psychodynamische Imaginative Traumatraumatherapie (PITT) entwickelt hat. In ihren Büchern und Hör-CDs gibt sie Anweisungen, wie man sein Inneres mit Positivem füllen und sich so letztendlich von Traumatisierungen befreien kann.
Michael Huber leitete, ebenfalls mit gesprochenem Text, in Verbindung mit ihrem Buch: "Der geborgene Ort" Menschen Schritt für Schritt an, wie man sich diesen Ort und wo man sich diesen Ort vorstellen kann. Außerdem bestätigt sie genauso wie Luise Reddemann, dass man sich mithilfe der Kraft der Imagination von der Last der Traumatisierung befreien kann.
Da ich aber alles bisher Gelesene nicht ausreichend in Verbindung mit dem Grund meiner eigenen Traumatisierung bringen konnte, suchte ich weiter und fand eine Antwort bei Alice Miller in dem Buch: "Das Drama des begabten Kindes". Ihre Gedanken, dass das Drama eines sensiblen, wachen Kindes darin besteht, dass es schon sehr früh die Bedürfnisse seiner Eltern spürt und sich ihnen anpasst, indem es lernt seine intensivsten aber unerwünschten Gefühle nicht zu fühlen und, dass Eltern zusätzlich unbewusst ihre eigenen Traumata an ihre Kinder weitergegeben, finde ich stimmig und erklären mir vieles.
Auf Verena König bin ich auf der Suche nach weiteren Imaginationsübungen gestoßen. In ihrem Buch: "Bin ich traumatisiert" schreibt sie von einem unversehrten Kern. Diesen habe ich eventuell gespürt, als ich mir einen Baum als Grabstelle für meine Urne in einem Friedwald ausgesucht habe. Des Weiteren brachte mir ihr Buch die Erkenntnis, dass nicht alles Gold ist, was glänzt, da ich aufgrund ihres Buches nicht feststellen konnte, ob ich traumatisiert bin. Das soll heißen, Verena König schreibt zwar stimmig und rund, aber es fehlt die Vermittlung ihres, wenn vorhanden, fundierten Wissens. Diese Wahrnehmung half mir dabei, weiterhin wachsam beim Lesen und Verstehen von psychologischen Ratgebern zu sein.
Insgesamt bin ich mit allem ein Stück weiter auf dem Weg zu mir selbst gekommen. Mein Selbst muss eine Wahrnehmung von mir sein. Eine Beschreibung von außen, mit welcher ich mich nicht identifizieren kann, gibt mir kein Bewusstsein von mir selbst und damit auch nicht mehr Selbstbewusstsein. Dieses brauche ich, wie jeder andere traumatisierter Mensch, so dringend.
Flavie Flament beschreibt in ihrem Buch "La Consolation", wie sie sich in einer Psychotherapie, welche sie aufgrund unklarer Panikattacken angefangen hat, an die Vergewaltigung durch David Hamilton im Alter von 13 Jahren erinnerte. Der Weg dorthin und der Weg danach wird in Auszügen in ihrem Buch, welches später auch verfilmt wurde, beschrieben.
Flavie Flament und Alice Miller sind die Einzigen der oben genannten Autoren, welche ihre Traumata und die Auswirkungen auf ihre Person zum ursprünglichen Thema machen.
Damit stellen sich Flavie Flament und Alice Miller auf die gleiche Ebene, auf der ich mich befinde, und können von mir mehr als real existierende Menschen wahrgenommen werden, von welchen ich leichter Ratschläge annehmen kann.
Michaela Huber schreibt zwar über ihre Beinahe-Traumatisierungen, nimmt diese aber selbst nicht Ernst.
Irvin Yalom wirkt auf mich abgehoben. Er teilt der sehr kluge Gedanken, welche letztendlich von einem Idealmenschen ausgehen, den es nicht gibt. Anders ausgedrückt, bei Yalom muss ich aufpassen, dass ich mich nicht ständig minderwertig fühle.
Luise Reddemann bringt in ihren Texten echtes Mitgefühl mit traumatisierten Menschen zum Ausdruck und hilft in weitgespannten Bereichen - von der Zeugung bis ins hohe Alter - mit positiven Lebenseinstellungen auf ihre eigene liebevolle, autoritäre Weise weiter.
Verena König streichelt die Seele, was meines Erachtens das Wesen des Menschen zwar beruhigt, aber es sich selbst nicht wirklich näher bringt. Überall, wo es Licht gibt, gibt es auch Schatten.
Die ist eine kurze Abhandlung über das, wie mir die vorgenannten Personen bis jetzt bei meiner "Selbsttherapie" weiter geholfen haben und noch helfen. Meine eigenen weitergehenden Erfahrungen beschreibe ich in den Blogbeiträgen unter anderem in der Rubrik: "Erfahren und Aufgeschrieben".
Klaus-Michael Jetter
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